Segeln wie vor 50 Jahren

Ab in die Wildnis: Wir segeln in die kleinen Seen


Teil 3

Dank der massiven Jüteinrichtung unseres Jollenkreuzers war das Mastlegen kein besonderes Problem, in ca. 10 Minuten waren wir fertig und konnten die Brücke in den Müritzarm passieren. Die Nebelgewässer sind kein Revier um sportlich zu segeln, die einzelnen Seen sind zu klein. Dafür wird man durch einsame Natur verwöhnt. Überall findet man mit einem flachgehenden Boot die Möglichkeit, an einem kleinen wilden Anlegesteg aus ein paar Holzbrettern oder einem ins Wasser gefallenen Baumstamm fest zu machen.

Durch den Müritzarm ließen wir uns nur unter Vorsegel treiben. Es zählte nicht mehr die Geschwindigkeit, sondern das Schauen und Natur erleben.

Die Durchfahrt vom Müritzarm zum Thüren ist nur 80 cm tief und soll laut Kommentar in den Sportschiffkarten nur von Ortskundigen befahren werden. Von unserem Vercharterer hatten wir jedoch grünes Licht bekommen: Die auftretenden Probleme hängen fast immer mit dem zu großen Tiefgang der Schiffe zusammen - für uns also keine Schwierigkeit. Gutes Kartenmaterial ist allerdings notwendig. Die schmalen, verschilften Verbindungen zwischen den kleinen Gewässern sind für Revier-Neulinge gar nicht so einfach zu finden.

Aufregend wurde es für uns noch mal beim Passieren des Durchstichs zum Nebelsee. Man hat uns zwar vor den im Wasser stehenden Pfählen gewarnt und natürlich haben wir besonders aufgepaßt - aber wir hätten besser nach oben sehen sollen. Plötzlich hingen wir fest, allerdings nicht auf Grund, sondern mit dem Mast im Baum! Alle Versuche uns aus dem Blätterdach zu befreien, waren vergeblich, bis wir dann eben doch den Mast legten. Danach wollten wir alle nur noch ausruhen.

Das Hotelrestaurant am Ende der Nebel hat dann doch noch gelockt: Nachdem sich unser Urlaub langsam zu Ende neigte und nur noch der Rückweg zur Marina Claas See zu bewältigen war, gönnten wir uns ein Abschiedsessen mit Wildspezialitäten aus den umliegenden Wäldern. Zwei Busse mit Ausflüglern ließen uns aber dann bald wieder die Flucht ergreifen. Wir machten uns auf die Suche nach einem romantischen Ankerplatz für die letzte Nacht.

Seitdem haben wir noch zweimal unseren Urlaub auf der Mecklenburgischen Seenplatte verbracht. Das Jahr darauf ging es, ebenfalls wieder mit der B9 zum Plauer See, eine Tour, die von der Müritz aus durch Kanäle und den Kölping-, und Fleesensee führt. Ein Jahr später dann durch die kleinen Seen Richtung Rheinsberg (mit einem Hausboot, alle Segler mögen mir verzeihen, aber für Opa und Oma wäre sonst kein Platz gewesen).

Die B9 ist mittlerweilen nicht mehr in Chartergeschäft, deshalb planen wir diesmal einen für uns neuen Schiffstyp auszuprobieren: Wir wollen mit einem gaffelgetakelten Plattboden-Segler wieder in die Wildnis der Kleinen Mecklenburger Seen.

(Das mit dem Plattboden-Schiff hat bis jetzt noch nicht geklappt, aber wir haben einen neuen Vercharterer gefunden, mit wirklich traumhaft restaurierten, traditionellen Holzbooten: Traditional Boat Charter

Unser Tip: Bald hinfahren. Die Mecklenburger Seen sind zwar kein Geheimtip mehr, aber noch gibt es genügend Platz für alle.

Update 1998: Noch immer das schönste Binnenrevier Deutschlands!
Norbert Gschwendner ng@online-promotion.de


Revierinfo Mecklenburger Seen

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